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Mein FSJ-Politik im Bundestag

In der letzten Ausgabe von GENZ hat uns Josias von seinem FSJ-Politik in der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg berichtet. Daran anknüpfend stelle ich euch nun mein FSJ-Politik im Bundestag vor.


Zuerst aber noch einmal: was zeichnet ein FSJ-P aus?

FSJ-P bedeutet ausgesprochen: Freiwilliges Soziales Jahr im politischen Bereich. „Politischer Bereich“ ist hierbei weit gefasst. Von Organisationen, die zivilgesellschaftliches Engagement fördern, über Einrichtungen, in denen politische Inhalte, Prozesse und Entscheidungen vermittelt werden, bis zu Verwaltungen, in denen politische Entscheidungen vorbereitet und umgesetzt werden, ist alles dabei. Die Aufgaben sind vielfältig und variieren je nach Einsatzstelle und Einsatzbereich.


Damit das Ganze aber nicht so abstrakt bleibt, stelle ich euch einen typischen Arbeitsalltag sowie ein paar Einblicke in meinen Alltag vor - wobei es so einen „richtigen Alltag“ eigentlich gar nicht gibt.


Mein Tag im Berliner Bundestagsbüro von Niels Annen (SPD) aus Hamburg-Eimsbüttel startet in den meisten Fällen relativ entspannt, sodass ich gegen 09:30 Uhr im Büro eintreffe. Unsere Büros sind im Otto-Wels-Haus angesiedelt, welches eines der Häuser ist, in denen der Deutsche Bundestag Büros für die Abgeordneten hat. Der Deutsche Bundestag unterhält eine Vielzahl von Liegenschaften, von denen die meisten sich in direkter Nähe zum Reichstag befinden. Im 5. Stock des Otto-Wels-Hauses, Unter den Linden 50, befinden sich unsere Büros mit bestem Blick auf das Brandenburger Tor. Immer, wenn die Zeit es zulässt, nehmen wir uns dort morgens ein paar Minuten und besprechen die tagesaktuellen Themen.

Damit ich hier auf Trab bin, ist es gar keine schlechte Angewohnheit, sich auf dem Weg ins Büro den einen oder anderen Nachrichten-Podcast anzuhören, wie zum Beispiel „Was Jetzt?“ von DIE ZEIT oder „Die Lage“ vom SPIEGEL. Aus diesen Gesprächen ergeben sich dann schon oft die ersten Anstöße für die Aufgaben des Tages.


Da ein großer Teil meiner Arbeit das Erstellen von Social-Media- und Homepage-Beiträgen ist, überlege ich mir meistens nach der Besprechung, wie man die aktuellen Themen attraktiv aufbereiten kann. Dadurch, dass Niels in meinen ersten drei Monaten noch Staatsminister im Auswärtigen Amt war, stand natürlich seine Arbeit als Staatsminister im Vordergrund. Dafür besuchte ich ihn mehrmals im Auswärtigen Amt für Videoaufnahmen und traf hierbei auch immer wieder interessante Gäste, wie zum Beispiel den Innenminister von Bangladesch, Asaduzzaman Khan.


Besonders viel Spaß habe ich dabei, sogenannte Reiseartikel zu schreiben. Hierfür bekomme ich Material von Niels’ Reisen und bastele daraus Artikel für seine Homepage.


Da durch die neue Koalition das Auswärtige Amt nicht mehr bei der SPD, sondern bei Bündnis 90/Die Grünen beheimatet ist, hat sich auch die Rolle von Niels verändert. Als Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sind neue Themenfelder auf die Agenda gerückt. Eine meiner langfristigen Tätigkeitsbereiche ist es deshalb, die neuen Aufgaben und Ziele möglichst verständlich auf Social-Media und der Homepage zu transportieren.


Nach der Mittagspause in der Kantine des Bundestages, bei der man unter anderem auch bekannte Politiker*innen wie Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) trifft, geht es dann meistens mit Recherchieren weiter. Für den Wahlkreis von Niels, Hamburg-Eimsbüttel, ist besonders die Entwicklung des Verkehrs und der Mobilität zentral. Deshalb recherchiere ich viel zu den aktuellen Entwicklungen des Mobilitätssektors und stelle Probleme und Ideen für Eimsbüttel zusammen. Eine große Rolle spielen hierbei natürlich der Koalitionsvertrag und die Programme der koalierenden Parteien. So lässt sich eine Tendenz ablesen, was in den nächsten Monaten und Jahren konkret in Eimsbüttel verbessert werden könnte und wo noch Handlungsbedarf besteht.


Allgemeine Büroarbeit schiebt sich meistens zwischen die größeren Felder. Es rufen oft interessierte Bürger*innen bei uns an, denen wir zwar nicht immer helfen können, manchmal reicht es auch schon, ein offenes Ohr zu haben und das Versprechen, sich für sie zu erkundigen. Bei allen Bürger*innenanfragen und der allgemeinen Koordination von Terminen sind wir im engen Austausch mit dem Wahlkreisbüro von Niels, welches sich in Hamburg befindet. Regelmäßige Gespräche - und durch die Pandemie auch sehr gut eingeübte Video-Meetings - erleichtern die Zusammenarbeit, gerade wenn man über 250 km voneinander entfernt ist.


Ein weiterer großer Pfeiler meines FSJ-P sind die vielen Gesprächstermine, die Niels als Abgeordneter und Staatssekretär hat. Wir empfangen regelmäßig Politiker*innen anderer Länder, Botschafter*innen und Vertreter*innen von Interessenverbänden in unseren Büros. Gleichzeitig tagt dann in Sitzungswochen der Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit, für den Niels als Regierungsmitglied immer wieder angefragt wird. Als Mitarbeiter im Bundestag darf ich bei jedem Ausschuss, der öffentlich tagt, als Zuhörer dabei sein. Gerade in den Ausschüssen, die Niels betreffen, ist das von Vorteil, da er nicht immer selber anwesend sein kann. Meine Aufgabe ist es daher auch, die Stände der aktuellen Debatten zusammenzutragen.


Durch das Praktikant*innen-Programm lerne ich nebenbei noch viele andere Abgeordnete in kleinen Gesprächsrunden kennen, wie den neuen Staatsminister beim Bundeskanzler und Ostbeauftragten Carsten Schneider oder die frisch gewählte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas. Ähnliche Programme bieten viele weitere Organisationen und Institutionen an (mehr Informationen gibt es z. B. auf pro-fsj.de und fj-beteiligung.de). Auch eine Führung durch das Kanzleramt sowie durch das Willy-Brandt-Haus stehen auf der Agenda.


Am Nachmittag und Abend finden meistens Veranstaltungen statt, für die Niels angefragt wird. Dann begleite ich ihn zum Beispiel zu einer Diskussion mit einem Berliner SPD-Ortsverband über die aktuelle Außenpolitik Deutschlands oder auch auf den Bundesparteitag der SPD. Hier trifft man dann zum Beispiel auch mal den derzeitgen Bundeskanzler, Olaf Scholz! Da sich viele Anfragen zeitlich überschneiden, habe ich auch immer wieder die Möglichkeit, Niels bei einer Veranstaltung zu vertreten. Bei einem parlamentarischen Abend des Lobbyverbandes für erneuerbare Energien traf ich zum Beispiel den Arzt, Moderator und Schriftsteller, Eckart von Hirschhausen.


Mein Fazit: jeder Tag ist geprägt von neuen Aufgaben und Personen und nur ganz wenigen Wiederholungen. Gerade das macht für mich den Reiz aus. Ich lerne in meinem FSJ-P unglaublich viel und habe eine Menge Spaß! Es ist auf jeden Fall allen zu empfehlen.

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